Die Diagnosestellung in der Akupunktur

Fanny Inama von Sternegg, Stilleben mit RosenZuerst erfolgt grundsätzlich eine gründliche Aufnahme der Krankengeschichte. Dadurch ergeben sich meist Hinweise auf auslösende oder ursächliche Krankheitsfaktoren stofflicher oder seelischer Art, Infektionen, Vergiftungen, Lebensumstände usw. Die so gewonnenen Erkenntnisse können schon wichtige Bausteine zur sowohl klinischen, als auch energetischen Diagnosestellung liefern.

Als nächstes erfolgt die Diagnosestellung im Sinne der westlichen Medizin (durch Anamnese, Würdigung von Voruntersuchungen und ggf. weitere geeignete Untersuchungen und körperlicher Untersuchung). Diese ist wichtig um einen möglichst guten Einblick in den derzeitigen, materiellen Zustand des Körpers zu erhalten. Dadurch kann zum einen auch entschieden werden, ob eine Akupunkturbehandlung in Frage kommt oder zunächst andere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Zum anderen kann evtl. erkannt werden, ob im konkreten Fall zunächst versucht werden muss, krankheitsunterhaltende Faktoren (z.B. Herde im Körper, wie tote Zähne, Fremdkörper, unterschwellige Vergiftungen mit Schwermetallen, krankmachende Lebensumstände usw.) vor der energetischen Behandlung hinwegzunehmen oder zu ändern.

Falls dann einer Akupunkturbehandlung nichts im Wege steht, ist es wichtig zunächst eine sog. energetische Diagnose zu stellen, d.h. wie der momentane energetische Zustand des Körpers und seiner Organe und wie die momentane Fehlverteilung der Lebenskraft genau beschaffen sind.

Für eine qualitativ hochwertige Akupunkturbehandlung ist eine energetische Diagnosestellung vor jeder einzelnen Akupunktursitzung unerlässlich, damit bei der anschließenden Behandlung genau auf den momentanen individuellen energetischen Zustand des Patienten reagiert werden kann und der schwächste Funktionskreis gestärkt werden kann. Unter Umständen muss auch ein Funktionskreis, der sich in krankhafter Fülle befindet sediert werden. Beides beinhaltet auch die Anwendung nicht nur der geeignetsten Akupunkturpunkte, sondern auch der jeweils angemessenen Technik der Nadelstimmulation (neutral, energiezuführend oder kranke Energie ausscheidend d.h. sedierend). Eine Behandlung nur nach dem Krankheitsnamen mit dafür rezeptartig gegebenen Punkten, ohne den jeweils individuellen energetischen Zustand des Patienten zu berücksichtigen, ist qualitativ minderwertig.

Für eine Diagnosestellung im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden zahlreiche diagnostische Methoden angewandt: Die energetische Diagnose kann gestellt werden, durch Einordnung der Symptome (wie Nachtschweiß, Appetit, Durst, Mundgeschmack, Stuhlbeschaffenheit, Gesichtsfarbe, Hautverfärbungen wie gelbe Flecken, Nagelveränderungen, Art der Schmerzen usw.) nach den Kriterien der TCM. Besonders wichtig sind dabei die Zuordnung zu Fülle oder Leere, die Yin-Yang-Beziehungen und die Zuordnungen nach dem System der fünf Wandlungsphasen.

Wichtige spezifische Diagnosemethoden sind hierfür auch die Zungendiagnose und die chinesische Pulsdiagnose. Die Zungendiagnose weist auf den zu Grunde liegenden längerfristigen energetischen Zustand, die Stärke der Pulsdiagnose ist das Erkennen des momentanen, auch ganz kurzfristigen energetischen Zustandes. Dies geht soweit, dass kurz vor, während und am Ende der jeweiligen Akupunktursitzung durch die Pulsdiagnose die aktuelle Energieverteilung (und auch schon Änderungen der aktuellen Energieverteilung durch die Behandlung) erkannt werden kann.